Wüstenschlösser in Jordanien

Wüstenschlösser in Jordanien

Östlich von Amman, aber auch in den anderen Himmelsrichtungen, findet man verstreut in der Wüste kleine Schlösser, die man heute mit dem Begriff ‚Wüstenschlösser‘ bezeichnet. Sie sind unterschiedlich gut erhalten und von daher auch unterschiedlich attraktiv für Touristen. Die wichtigsten kann man aber auf einer Tagestour von Amman aus alle anfahren. Sie entstammen der Zeit als das Kalifat in Form der Umayyaden in Damaskus residierte. Dies war von 661 bis 751 n. Chr.

Umayyaden Dynastie

Die Umayyaden waren eine Dynastie, die das Kalifat in einer sehr frühen Zeit der Expansion des Islams innehatte. Das die Bauten von den Umayyaden genutzt und gestaltet wurden ist unumstritten. Jedoch herrscht keine Einigkeit darüber, wozu die Schlösser dienten und ob sie alle im selben Kontext gesehen werden können. Fakt ist, dass einige der Schlösser auf Fundamenten von Bauten errichtet worden sind, die sich vorher schon an selber Stelle befunden haben. Weiterhin sind unterschiedliche Nutzungsweisen nachgewiesen. Die Schlösser sollen als Verteidigungsanlagen, als Speicher für die Landwirtschaft und als Karawansereien, sprich als Lager- und Rasthäuser für den Handel genutzt worden sein. Daneben gibt es Ansätze, die davon ausgehen, dass die Umayyaden sie als Lust- oder Jagdschlösser nutzten und die Bauten Zeugen unzähliger Orgien wurden.

Qusair ‚Amra

Das Qusair Amra befindet sich etwas 60 Kilometer östlich von Amman mitten in der Wüste und ist eines der am meisten Besuchten Wüstenschlösser. Wobei es sich allein dem Namen nach gar nicht um ein Schloss, sondern um ein Schlösschen handelt (Qusair ist die Verkleinerungsform von Qasr). Es gehört seit 1985 zum Weltkulturerbe der UNESCO und muss als Jagdschloss konzipiert gewesen sein. Äußerst bemerkenswert sind die Wandmalereien, die sich im Inneren der Anlage finden. Dabei handelt es sich um zirka 1300 Jahre alte Fresken, die zwar schon ein wenig gelitten haben, aber noch gut erkennen lassen, was sie einst dargestellt haben. Zwar ist bislang unklar, welche Intention genau hinter den Bilder steckt, aber man vermutet, dass sie zur reinen Zierde angebracht worden sind. Interessant ist dabei, dass sie entgegen den Normen der islamischen Kunst Abbildungen nackter Frauen beinhalten, was darauf schließen lässt, dass das Verbot der Abbildung naturgetreuer Bildnisse, in der Anfangszeit des Islam keine große Rolle spielte und erst später Bedeutung erlangte.

Qasr Azraq

Das Qasr Azraq ist am weitesten von Amman entfernt und liegt 100 Kilometer östlich an der Straße, die in den Irak führt. Der Name bedeutet ‚Blaues Schloss‘. Das Qasr Azraq ist aus schwarzem Basalt gefertigt, womit es sich von den anderen Wüstenschlössern klar unterscheidet. Man könnte meinen dies habe auch zur Namensgebung geführt, aber diese geht nicht auf den Baustoff, sondern auf die Lage zurück. Die Festung ist quadratisch angelegt und misst zirka 80 mal 80 Meter. Sie lag mitten in der Oase Azraq, die ihr auch den Namen gab und den Grund ihrer Errichtung darstellt. Da sich im weiten Umkreis keine einzige permanente Süßwasserquelle findet, war die Oase von immenser strategischer Bedeutung für die Kontrolle der ganzen Gegend. Berühmt wurde das Qasr Azraq auch deswegen, weil T.E. Lawrence sein Hauptquartier hier errichtete. Aus diesem Grund suchen auch heute noch viele Besucher die Anlage auf.

Qasr al Qastal

Das Qasr al-Qastal liegt ungefähr 25 Kilometer südlich von Amman und war früher eine sehr wehrhafte Anlage. Neben vier großen Ecktürmen gab es noch 12 kleinere Türme. Trotz des schlechten Zustands verfügt das Schloss über eine immer noch erhaltene Attraktion. So ist in die Anlage eine Moschee integriert, deren Minarett als eines der ältesten der Welt gilt.

Qasr al-Muwaqqar

Unweit des Qasr al-Qastal, 30 Kilometer südlich von Amman gelegen, ist das Qasr al-Muwaqqar. Die Anlage ist weit weniger spektakulär als die anderen Wüstenschlösser. Dies liegt darin begründet, dass von der ursprünglichen Anlage nur noch Reste vorhanden sind.

Qasr Mschatta

Das Qasr Mshatta ist ungefähr 35 Kilometer südlich vom Stadtzentrum Ammans gelegen und befindet sich unweit des Königin Alia International Flughafens. Es wurde nie fertiggestellt, hätte aber ansonsten zu den größten Anlagen gehört. Immerhin hat der Grundriss eine Seitenlänge von 150 Metern. Die besterhaltensten Bestandteile der Anlage befinden sich heute allerdings nicht Jordanien, sondern in Deutschland. Die Anlage wurde 1840 wiederentdeckt. Als sich Ende des 19. Jahrhunderts abzeichnete, dass der Bau der Hedschasbahn in unmittelbarer Nähe erfolgen würde, ersann der Straßburger Orientalist Julius Euting einen Rettungsplan. Es war nämlich zu befürchten, dass die Anlage als Baustoffquelle missbraucht würde. Unter seiner Initiative kam es zur Schenkung der Fassade des Schlosses. Der osmanische Sultan Abdülhamid II. schenkte die Fassade dem deutschen Kaiser Wilhelm II. aus Dankbarkeit für die Unterstützung beim Bau der Eisenbahn. Heute kann die Fassade im Berliner Pergamonnmuseum besichtigt werden.

Qasr Hammam as-Sarah

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei der Anlage um eine Badehaus. Als Hammam bezeichnet man im Arabischen jegliche Badeanlage – vom Badezimmer einer Wohnung, bis hin zu ganzen Gebäudekomplexen türkischer Dampfbäder. Ähnlich einem solchen muss das Hammam as-Sarah gewesen sein. Heute wird es zu Teilen wieder rekonstruiert und befindet sich zirka 55 Kilometer nördlich von Amman.

Qasr al-Hallabat

Die Anlage wurde ursprünglich vom römischen Kaiser Caracalla angelegt, um der Handelsroute Damaskus – Aqaba, die über Amman und Petra verlief, Schutz vor Beduinen zu bieten. Die Umayyaden ließen die Anlage später niederreißen und errichteten eine neue Festung auf den Fundamenten. Von der eigentlichen Festung ist heute allerdings nicht mehr sehr viel erhalten. Was der Besucher heute noch vorfinden kann, sind die dazugehörigen Gebäude. Dies sind zum Beispiel Versorgungsgebäude und die Moschee. Der Gebäudekomplex ist zirka 60 Kilometer nördlich von Amman gelegen.

Qasr Kharana

Das Qasr Kharana ist eines der beeindruckendsten Wüstenschlösser. Wenn man sich seine Bauweise anschaut, erscheint es sehr naheliegend, dass es sich um eine Festung mit Verteidigungsfunktion gehandelt hat. Die Außenmauern sind sehr hoch gezogen und verfügen anstelle von Fenstern nur über Schießscharten. Zudem gibt es für die gesamte Anlage nur einen Eingang. Die Festung ist ungefähr 65 Kilometer südöstlich von Amman, unweit der Grenze zum benachbarten Saudi-Arabien, gelegen.

Qasr Tuba

Das Qasr Tuba ist knapp 100 Kilometer südöstlich von Amman gelegen und zählte mit zu den größten unter den Wüstenschlössern. Seine Grundfläche misst 140 mal 72 Meter. Leider ist die Anlage heute schon stark zerfallen, weshalb sie dem Besucher, verglichen mit anderen Wüstenschlössern, einen eher traurigen Anblick bietet.