Zeugnis römischer Baukunst
Das heutige Jerash ist auch unter dem Namen ‚Gerasa‘ bekannt, den es in der Antike trug. Im Norden Jordaniens gelegen ist es eines der am besten erhaltenen Zeugnisse römischer Baukunst. Ursprünglich von den Griechen gegründet, erlebte die Stadt ihren Aufschwung unter den Römern. Mit dem Ende der römischen Herrschaft nahm auch die Bedeutung Gerasas wieder ab, aber die einzigartigen Baudenkmäler blieben erhalten.
Anreise und Aufenthalt
Da Jerash nicht weit von Amman entfernt liegt, wird es oftmals als Tagesausflug besucht. Man kann es aber auch mit anderen Reisezielen verbinden. Zum Beispiel, wenn man auf dem Weg nach Syrien ist oder wenn man noch die weltberühmte Mosaikkarte von Madaba besuchen möchte. Dort gibt es auch bessere Unterbringungsmöglichkeiten als in Jerasch und ist man im Rahmen einer Rundreise unterwegs, kann man den nächsten Tag gleich nach Süden Richtung Totes Meer weiterreisen.
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Sehenswürdigkeiten in Jerasch
Die Sehenswürdigkeiten der antiken Stadt Gerasa sind zum Teil die typischen Bestandteile einer antiken Stadt, aber es gibt auch Bauten, die speziell aus der Geschichte der Stadt resultieren. Seit der Wiederentdeckung Gerasas durch den Oldenburger Archäologen Ulrich Jasper Seetzen im Jahr 1806 ist die Stadt von vielen Archäologen untersucht worden und deswegen sehr gut erschlossen.
Der Hadriansbogen
Der Hadriansbogen ist ein Triumphbogen, der 129 n.Chr. Zu Ehren des Besuchs durch Kaiser Hadrian errichtet wurde. Er liegt ein wenig außerhalb der Stadt und es wird vermutet, dass er ursprünglich sogar als Stadttor konzipiert wurde.
Das Hippodrom
Hinter dem Hadrainsbogen befindet sich das Hippodrom. Es hat zwar nicht die gewaltigen Ausmaße der Anlagen in Rom, aber bot immerhin für knapp 15 000 Zuschauer Platz. Die Anlage ist 244 Meter lang und 50 Meter breit. Aufgrund der anliegenden Pferde- und Kamelställe kann man sicher sagen, das es sich um eine Rennbahn handelt, während zunächst vermutet wurde, es würde sich um eine Naumachie (Anlage für Bootskämpfe) handeln.
Südtor und Stadtmauer
Auch der heutige Besucher betritt die Stadt durch das südliche Stadttor, das in seiner Form Ähnlichkeiten mit dem Hadriansbogen aufweist. Soweit man die Stadtmauer rekonstruieren kann, hatte sie eine Länge von 3500 Metern. Schon der deutsche Orientalist und Wiederentdecker Gerasas Ulrich Jasper Seetzen fand nur noch Reste von ihr vor und schätzte, ‚ihren ganzen weiten Umfang, der eine dreiviertel bis eine ganze Stunde betragen haben dürfte‘. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Stadtmauer nur dem Prunk diente und keine verteidigende Funktion hatte. Man nimmt an, dass sie noch unter der Herrschaft der Römer verfiel.
Das Ovale Forum
Gleich hinter dem Südtor empfing den antiken Reisenden, genau wie den heutigen Besucher das Ovale Forum, das einen der eindrucksvollsten Plätze darstellt, die aus der Antike erhalten geblieben sind. Auf diesem Platz muss sich der Hauptteil des Lebens in der antiken Stadt Gerasa abgespielt haben. Beeindruckend ist, dass durch einen bis zu acht Meter hohen Unterbau, eine natürliche Unebenheit des Platzes ausgeglichen wurde.
Der Zeus-Tempel
Der Zeus-Tempel muss bereits in der griechischen Zeit entstanden und später von den Römern kaum verändert worden sein. Er befindet sich westlich des Südtors und erhob sich in einem Ringkranz aus korinthischen Säulen. Dieser Ring befand sich auf einem Podium, das die Ausmaße 41 mal 28 Meter hatte.
Das Südtheater
Geht man weiter westlich kommt man zum Südtheater. Es gilt neben dem Artemis-Tempel als das attraktivste Bauwerk der antiken Stadt. Seine teilweise bereits durchnummerierten Sitzreihen hatten ein Fassungsvermögen von knapp 5000 Zuschauern. Das Theater war so gebaut, dass es nach Norden ausgerichtet war, wodurch das Publikum nie gegen die Sonne schauen musste. Für heutige Besucher ist vor allem der schöne Ausblick von der obersten Sitzreihe den Aufstieg wert.
Der Tempel der Artemis
Die griechische Göttin der Jagd war die Schutzgöttin Gerasas und ihr Tempel das größte und aufwendigste Gebäude der Stadt. Der Tempel stand auf Podium von 40 Meter Länge und 23 Meter Breite und enthielt ursprünglich 32 Säulen. Von diesen Säulen sind heute noch elf Stück erhalten, die oftmals Verwendung als Wahrzeichen Jeraschs finden. Ab dem 5. Jh. n. Chr. verlor der Artemiskult an Bedeutung und der Tempel wurde rückgebaut, um andere Gebäude zu errichten. Im Jahr 1121 fand ein erneuter Umbau zur improvisierten Festung statt.
Weitere Sehenswürdigkeiten der Anlage sind das Nordtheater, das Tetrapylon, das Nymphäum, das Macellum und der Drei-Kirchen-Komplex.
Geschichte Jeraschs
Die antike Stadt Gerasa wurde bereits in der Bronzezeit gegründet, erlangte aber erst später Bedeutung. Gerasa war Mitglied der Dekapolis, einem Verband aus zehn antiken Städten zwischen Damaskus und Amman, das damals noch Philadelphia hieß. Nach der Eroberung des Gebietes durch Alexander den Großen wurde der Städtebund nach griechischem Vorbild gebildet und man nimmt an, dass er ähnlich der deutschen Hanse funktionierte. Nach der römischen Expansion im Nahen Osten gewann die Stadt schnell an Bedeutung. Die heute noch erhaltenen Bauwerke wurden in dieser Blütezeit errichtet, welche nur ein paar hundert Jahre anhielt. Der dafür notwenige Reichtum ergab sich aus der guten Lage, wodurch man auch etablierten Handelsstädten wie Petra Konkurrenz machte und den gut zu fördernden Erzvorkommen in der Nähe der Stadt. Ein weiterer wichtiger Grund für den Wohlstand zur damaligen Zeit war der Römische Frieden, der es den Menschen erlaubte, in Sicherheit zu wirtschaften.
Die Bedeutung der Stadt war so groß, dass Kaiser Hadrian ihr 129/130 n. Chr. ihr sogar einen Besuch abstattete. Auf dem Gipfel ihrer Entwicklung erreichte die Stadt eine Ausdehnung von 800 km² und war Heimat von zirka 20 000 Einwohnern. Mit dem Auseinanderbrechen des Römischen Reiches veränderte sich auch die Bedeutung der Stadt Gerasa. Ihre Wertigkeit nahm ab und durch die persische Invasion 614 n.Chr. beschleunigte sich der Bedeutungsverlust. Im Jahr 749 n. Chr. suchte ein Erdbeben die Stadt heim und richtete schwere Verwüstungen an.
Auch wenn die alten Bauten, wie zum Beispiel durch die Kreuzfahrer, teilweise als Fundament für militärische Befestigungsanlagen missbraucht wurden, blieb Jerasch dennoch durchgehend besiedelt bis auf den heutigen Tag. Die heutige Stadt befindet sich neben der antiken Stadt, mit deren Bewahrung und Restaurierung im letzten Jahrhundert begonnen wurde.